Die Kolumnenreihe mit Jörg Phil Friedrich
Winnetou, Jim Knopf und die Weißen Retter im Kinderfilm von 2024
Der Umgang mit Klassikern der populären Kultur, seien es Filme aus den 1960ern oder Kinderbücher aus der gleichen Zeit, ist derzeit heftig umstritten, weil sie, so der Vorwurf, rassistische und diskriminierende Sprache und Anschauungen vermitteln würden. Gerade wird wieder darüber diskutiert, dass das ZDF zu Ostern die Winnetou-Filme erneut ausstrahlen will, obgleich darin doch Klischees über die indigene Bevölkerung Amerikas verbreitet werden. Und vor wenigen Tagen erschienen neue Ausgaben der Kinderbuchklassiker von Michael Ende, in denen rassistische Ausdrücke durch unproblematische Wörter ersetzt worden sind. Die abfällige Weise, in der zur Zeit der Entstehung des Buchs ganz offen über Bewohner fremder Weltgegenden gesprochen wurde, ist nun nicht mehr sichtbar.
Zufällig war ich ebenfalls vor ein paar Tagen mit meinen Enkeln im Kino. Wir sahen einen ganz aktuellen Film Ella und der schwarze Jaguar, in dem ein Mädchen aus Nordamerika mit ihrer Biologielehrerin in ein Urwaldgebiet reist, um dort einen schwarzen Jaguar vor einer bösen Geschäftemacherin zu retten, die offenbar ebenfalls aus dem nördliche Amerika stammte.
Die nativen Einwohner des Urwaldes wurden im Film nicht mit diskriminierenden Begriffen bezeichnet. Sie spielten ohnehin nur Nebenrollen, sie sprachen nicht, sie tanzten allenfalls einen stampfenden Begrüßungstanz. Ansonsten saßen sie weitgehend teilnahmslos in kitschigen knappen Kleidungsstücken und mit langen Stäben in den Nasen auf Baumstämmen herum. Diejenigen unter ihnen, die doch etwas aktiver waren, hatten merkwürdig helle Haut oder lange blonde Locken. Erst gegen Ende kamen sie, motiviert durch unsere guten westlichen Heldinnen, herbei um die mutigen Tierschützerinnen mit gemeinsamem Gesang gegen die Bösewichte zu unterstützen.